#bioentdecken – Tipp 37
BIO & Nachhaltig – ein Muss bei jedem Fisch-Einkauf
In Deutschland werden pro Person jährlich circa 14 Kilogramm Fisch verzehrt[1]. Laut des Fischereiberichts der Welternährungsorganisation (FAO) von 2020 liegt der Pro-Kopf-Verbrauch weltweit sogar bei einem Rekordwert von 20,5 kg. Grund hierfür ist der Anstieg der Fischzucht in Aquakulturen, die inzwischen 46 Prozent in der Produktion und 52 Prozent des Konsums ausmachen. Das bedeutet aber nicht, dass es den Wildfisch-Beständen dadurch besser geht. Immer noch gilt ein Drittel der kommerziell genutzten Bestände als überfischt und weitere 60 Prozent werden maximal wirtschaftlich befischt, das heißt es wird mehr gefangen als nachwachsen kann.
Als Verbraucher*in kannst du durch einen bewussten Konsum zum Erhalt der Fischbestände und gesunden Meeren beitragen, indem Du darauf achtest, nachhaltigen Wildfisch oder ökologisch zertifizierten Zuchtfisch zu konsumieren. Fisch sollte außerdem als Spezialität und nicht als tägliches Konsumgut auf deinem Teller liegen.
Wildfang
Wenn ein Fisch in seinem natürlichen Lebensraum wie im Meer, See oder Fluss aufwächst, spricht man von Wildfang. Hierbei wird kein Einfluss auf die Futterzusammensetzung genommen, weshalb Wildfische nicht unter die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau fallen. Bei einem nachhaltigen Wildfischfang laut WWF, soll nur so viel gefischt werden wie nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auch wieder nachwachsen kann, um so eine Überfischung zu vermeiden. Außerdem sollen bestimmte Schutzgebiete im Meer erhalten werden, in denen keiner Fischereipraktiken durchgeführt werden dürfen, damit sich dort Fischbestände erholen können.
Bei deinem Wildfischkauf kannst Du auf verschiedene Siegel achten, die die Nachhaltigkeit des Produkts garantieren. Das Marine Stewardship Council (MSC) wurde 1987 vom Nahrungsmittelkonzern Unilever gemeinsam mit WWF gegründet. Inzwischen ist MSC eine unabhängige Organisation, die Fischereiflotten zertifiziert, wenn bestandserhaltende Maßnahmen und ein reduzierter Beifang eingehalten werden. Dennoch steht die MSC Zertifizierung in der Kritik, da die Kriterien Schutzgebiete, ungewollte Beifänge und soziale Standards zu wenig berücksichtigen würden. Höhere Standards bietet Naturland Wildfisch, da die schonende Nutzung der Fischbestände, ein Verbot umweltschädigender Fangmethoden, ein achtsamer Umgang mit den Ökosystemen und Sozialstandards für Fischer und Fischerinnen sichergestellt werden. Auch Friend of the Sea (FOTS) wird grundsätzlich als Zertifizierungssystem vom NABU und Greenpeace empfohlen. Allerdings könnte hier noch die Transparenz verbessert werden.
Aquakulturen
Zur Entlastung der Weltmeere werden immer mehr Fische in Aquakulturen gezüchtet. Das bedeutet, dass Teiche, Gehege und Tanks künstlich angelegt werden und die Futterzufuhr beeinflusst werden kann. Doch auch hierbei gibt es Probleme, wie nicht tiergemäße Haltungssysteme, gentechnisch veränderte Futtermittel und die Degradierung wertvoller Naturräume.
Es lohnt es sich daher zu zertifizierter Ware aus nachhaltiger Aquakultur zu greifen. Die Kriterien des Aquaculture Stewardship Council (ASC) und des etwas strengeren Zertifizierungssystems von Friend oft the Sea erfüllen laut NABU die Mindeststandards für eine nachhaltige Fischzucht. Aufgrund der Fütterung mit gentechnisch verändertem Soja und schwachen Vorgaben für den Einsatz von Medikamenten wäre aber das ASC-Siegel verbesserungswürdig.
Empfehlenswert sind Fischprodukte aus Bio-Aquakulturen. Seit den 90er Jahren werden Standards für eine ökologische Aquakultur entwickelt. Ob die EU-Bio-Standards erfüllt werden, erkennst Du am herkömmlichen Bio-Siegel. Noch strengere Vorgaben werden von den Anbauverbänden wie z.B. Naturland oder Bioland erfüllt.
In der ökologischen Fischproduktion sind geschlossene Kreislaufanlagen verboten.
Die artspezifischen Besatzdichten legen fest wie viele Fische einer spezifischen Art pro Kubikmeter Wasser gehalten werden dürfen.
Bio-Aquakultur-Betriebe verwenden zertifiziertes Öko-Futter und achten darauf, ob die gezüchteten Fischsorten Karnivore (Fleischfressern), Omnivore (Allesfressern) oder Herbivore (Pflanzenfressern) sind. Sie verzichten außerdem auf Gentechnik, chemische Zusätze, Wachstumsförderer und Hormone. Außerdem steht der vorbeugende Schutz der Tiergesundheit im Vordergrund. Darüber hinaus sind zum Beispiel in den Naturland-Richtlinien weitreichende soziale Aspekte verankert.
Also…Augen auf beim Fischeinkauf: Trägt der Fisch kein Siegel, liefert der WWF-Fischratgeber Entscheidungshilfe.
Die Tippreihe #bioentdecken ist Teil des Projektes „Bio gemeinsam entdecken“ des Ökomarkt Vereins. Das Projekt ist ein vielfältiges Bildungsangebot mit Aktionsständen und Workshops, das junge Erwachsene in Hamburg und Schleswig-Holstein über den ökologischen Landbau sowie zu einer ressourcenschonenden Ernährung mit Bio-Produkten. informiert. Unter dem #bioentdecken gibt der Ökomarkt Verein in Zeiten der Corona-Krise unter www.oekomarkt-hamburg.de wöchentlich alltagsnahe Tipps zu einem nachhaltigen Lebens- und Ernährungsstil mit Bio-Produkten.
Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) sowie aus Erträgen der Lotterie BINGO! Die Umweltlotterie.
Weitere Informationen zum ökologischen Landbau liefert das Informationsportal www.oekolandbau.de
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1905/umfrage/entwicklung-des-pro-kopf-verbrauchs-an-fisch-in-deutschland/