#bioentdecken – Tipp 32

Bio-Palmöl

Eine nachhaltige Alternative zur Gewinnung des Traumrohstoffs?

Palmöl…allen die schon einmal im Supermarkt die Zutatenliste von Fertigprodukten überflogen haben, müsste der Begriff bekannt sein. Dem „bösen“ Palmöl kann man ja heutzutage kaum mehr entkommen, oder etwa doch? Was ist so schlimm am Palmöl und gibt es überhaupt Alternativen?

Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen und findet sich in jedem zweiten Produkt im Supermarkt. Kein Wunder, denn rund 72% des Palmöls weltweit wird für Nahrungsmittel verwendet.[1] Vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln wie Nougatcremes, Margarine, Fertigsuppen und Backwaren ist Palmöl enthalten. Palmöl gilt in der Industrie aufgrund seiner Eigenschaften als idealer Rohstoff, da er geschmacksneutral, hitzestabil und leicht zu verarbeiten ist. Deshalb wird Palmöl auch als Biokraftstoff (16 %), in Kosmetika (12%), Wasch- und Reinigungsmittel sowie in Futtermitteln eingesetzt.

Die konstante Ausweitung der Palmölproduktion, vor allem in den südostasiatischen Ländern Malaysia und Indonesien, bleibt nicht ohne Folgen für die Umwelt. Zur Flächengewinnung für den Palmölanbau werden Regenwäldern gerodet und Torfmoore trockengelegt und damit Treibhausgase freigesetzt. Außerdem wird der Lebensraum vieler Tierarten zerstört, was zu einer geminderten Artenvielfalt führt. Die stetige Vergrößerung der Anbauflächen verstärkt außerdem das Problem von Landraub und führt zur Vertreibung der örtlichen Kleinbauernfamilien und damit zu sozialen Konflikten.

Palmöl ist das ertragreichste unter den Ölen. Pro Hektar ist der Ertrag durch die Ölpalme bis zu 6-Mal höher als bei Raps-, Sonnenblumen- oder Sojaöl. Bezüglich des Flächenverbrauchs ist Palmöl also am sparsamsten. Der komplette Austausch durch andere Ölsorten ist dementsprechend schwierig. Laut einer Berechnung des WWF würde dies die Probleme sogar verschlimmern. Eine nachhaltige Lösung wäre allerdings den Anbau von Ölpflanzen ausnahmslos umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten.

Um die Umwelt zu schützen, muss der Anbau von Palmöl also nachhaltiger werden. Das bislang bekannteste Zertifizierungssystem nennt sich RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil). Mitglieder des RSPO verpflichten sich unter anderem dazu keine Primärwälder oder wertvolle Waldflächen zu roden, Tier- und Pflanzenarten zu schützen, keine Kinderarbeit zu betreiben und gesetzliche Regelungen zur Landnutzung einzuhalten. Dennoch steht der RSPO in Kritik, da die Kriterien noch zu schwach sind, um Regenwälder wirklich zu schützen. Außerdem ist der Einsatz von Pestiziden und mineralischen Düngemitteln erlaubt und es gibt keine Regelungen, die die Trockenlegung von Torfböden einschränkt.

Ein Lösungsansatz ist Bio-Palmöl. Die Böden werden umweltgerecht bewirtschaftet, d.h. es kommen keine synthetischen Dünger oder Pestizide zum Einsatz, was gleichzeitig die Arbeiter*innen gesundheitlich schützt. Bio-Ölplantagen werden organisch gedüngt. Die Waldrodung ist kein Kriterium bei einer Bio-Zertifizierung. Derzeit ist ea allerdings in der Praxis allerdings meist so, dass Bio-Ölplantagen meist kleiner sind und  überwiegend auf Land, das vorher bereits landwirtschaftlich genutzt wurde, stehen. Idealerweise sollten gerade bei der Palmöl-Produktion soziale Kriterien eingehalten Einen Hinweis darauf findest Du zum Beispiel mit dem Fair Trade Siegel. Wofür der Faire Handel genau steht, erklären wir in unseremTipp 17 „Bio & Fair – zusammen stark“.

Was kannst Du für einen nachhaltigen Umgang mit Palmöl tun?

Die europäische Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) schreibt vor, dass pflanzliche Öle und Fette genau gekennzeichnet werden müssen. Du kannst also auf jeder Lebensmittelverpackung im Zutatenverzeichnis erkennen, ob das Produkt „Palmöl“ enthält oder nicht. Generell kannst Du deinen Palmöl Konsum reduzieren, indem Du frische Lebensmittel bevorzugst anstatt Fertigprodukte zu verzehren und indem Du weniger Süßes und Fettiges isst. Achte im Supermarkt darauf zu zertifizierten Lebensmitteln zu greifen, d.h. bestenfalls zu Bio- und fair gehandelten Produkten oder zumindest nach RSPO zertifizierten Produkten. Damit unterstützt Du umweltfreundliche Landwirtschaft und den Klimaschutz.

Die Tippreihe #bioentdecken ist Teil des Projektes „Bio gemeinsam entdecken“ des Ökomarkt Vereins. Das Projekt ist ein vielfältiges Bildungsangebot mit Aktionsständen und Workshops, das junge Erwachsene in Hamburg und Schleswig-Holstein über den ökologischen Landbau sowie zu einer ressourcenschonenden Ernährung mit Bio-Produkten. informiert. Unter dem #bioentdecken gibt der Ökomarkt Verein in Zeiten der Corona-Krise unter www.oekomarkt-hamburg.de wöchentlich alltagsnahe Tipps zu einem nachhaltigen Lebens- und Ernährungsstil mit Bio-Produkten.

 

Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) sowie aus Erträgen der Lotterie BINGO! Die Umweltlotterie.

Viele weitere aufschlussreiche Informationen zum ökologischen Landbau liefert das Informationsportal www.oekolandbau.de

 

[1]             https://www.nabu.de/imperia/md/content/palm__lanbau_final.pdf