#bioentdecken – Tipp 17

BIO & FAIR – zusammen stark

Ist Bio eigentlich fair gehandelt und ist Fair gleich Bio? Wer mehrere Aspekte bei seinem nachhaltigen Kaufverhalten integrieren möchte, kann da schon mal schnell den Überblick verlieren. Das ist aber kein Grund, zu verzweifeln. Im Folgenden geben wir Dir einen Überblick über den Fairen Handel und die Beziehung zur ökologischen Landwirtschaft.

Der Faire Handel stellt die sozialen Herstellungsbedingungen von Produkten in den Vordergrund. Ziel ist es das Lebens- und Arbeitsumfeldes der Landwirt*innen im Globalen Süden zu verbessern, indem ein kostendeckender Preis für deren Produkte unabhängig von den Schwankungen des Weltmarktpreises bezahlt wird. Eine wichtige Rolle spielen dabei beispielsweise die Einhaltung von Arbeitsschutzrichtlinien, Gewerkschaftsfreiheit, faire Löhne, Verbot von Kinderarbeit, Bildung und Gesundheitsversorgung. Der faire Handel soll Armut bekämpfen, dabei direkt und partnerschaftlich sein und vor allem Respekt und Transparenz widerspiegeln.

Die Bezeichnungen „fair“ oder „fairer Handel“ sind anders als die Begriffe „bio“ und „öko“ in Deutschland nicht rechtlich geschützt und es gibt kein staatliches Siegel.

Mit dem gemeinnützigen Dachverband Fairtrade International existiert aber eine internationale Organisation, die die Fairtrade Standards vorgibt. In Deutschland wird das Fairtrade-Siegel vom Verein Transfair e.V. vergeben. Produkte, die mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet sind, erfüllen die internationalen Fairtrade-Standards, die auf sozialen, ökologischen und ökonomische Kriterien basieren. Dazu zählen ein umweltschonender Anbau, das Verbot gefährlicher Pestizide und gentechnisch veränderten Saatguts sowie die Förderung des Bio-Anbaus. Das Fairtrade-Siegel belohnt also eine ökologische Wirtschaftsweise, ist aber nicht mit dem Bio-Siegel gleichzusetzen.

Auch wenn die Biozertifizierung im Fairen Handel nicht eingefordert wird, tragen laut  aktuellem Jahres- und Wirkungsbericht 2019/2020 von Fairtrade Deutschland inzwischen 60 % der Fairtrade-Lebensmittel zusätzlich noch das Bio-Siegel.

Die Kombination aus bio und fair vereint Umweltstandards mit den sozialen Produktionsbedingungen und hat daher große Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung. Das sehen auch die deutschen Konsument*innen so. 92 % der Befragten ist laut Ökobarometer 2019 beim Einkauf von Bio-Lebensmitteln die Einhaltung von Sozialstandards wichtig.

Ist Dir Bio und fair auch wichtig? Hier findest du noch weitere Beispiele für ein gelungenes Zusammenspiel:

Auch der Anbauverband Naturland kombiniert den Fairen Handel mit Bio. Denn grundsätzlich garantieren ökologisch erzeugte Lebensmittel keine sozialen Produktionsbedingungen oder faire verlässliche Einkommen für die Erzeuger*innen. Durch eine freiwillige Zusatzqualifizierung können die Mitglieder des Anbauverbands das „Naturland Fair“-Label für ihre Produkte erwerben. Dafür müssen die Naturland-Fair-Richtlinien erfüllt sein, die beispielsweise für soziale Verantwortung, verlässliche Handelsbeziehungen und faire Erzeugerpreise stehen. Das gilt auch für kleinbäuerliche Strukturen im globalen Norden, um dem Höfesterben hierzulande entgegenzuwirken, wie zum Beispiel bei Milch und Getreide aus Deutschland.

Der FairBio e.V. hat seinen Fokus sogar ganz auf heimische Fairness in Deutschland gelegt. Der Verein setzt sich für faire Wirtschafts- und Handelsbeziehungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein. Voraussetzung dafür sind faire Lebensmittel- und Rohstoffpreise. Dadurch können möglichst viele heimische Bio-Rohstoffe angebaut und verarbeitet werden. Die Mitglieder von FairBio nehmen eine soziale, regionale und gesellschaftliche Verantwortung wahr und engagieren sich in öko-sozialen Projekten. Nur Produkte aus heimischen Rohstoffen dürfen mit dem Label gekennzeichnet werden.

#Podcast-Tipp: Die Organisation Fairtrade hat ihren eigenen Podcast herausgebracht. Fairtrade – der Podcast ist für Menschen gemacht, die die Welt fairer und nachhaltiger gestalten wollen. Dort werden Menschen, Projekte und Themen vorgestellt und Tipps gegeben, was faires und nachhaltiges Handeln genau bedeutet und wie es sich im Alltag umsetzen lässt.

An welchen Zeichen und Siegeln Du fair gehandelte Produkte erkennst, erfährst Du außerdem hier.

Die Tippreihe #bioentdecken ist Teil des Projektes „Bio gemeinsam entdecken“ des Ökomarkt Vereins. Das Projekt ist ein vielfältiges Bildungsangebot mit Aktionsständen und Workshops, das junge Erwachsene in Hamburg und Schleswig-Holstein über den ökologischen Landbau sowie zu einer ressourcenschonenden Ernährung mit Bio-Produkten. informiert. Unter dem #bioentdecken gibt der Ökomarkt Verein in Zeiten der Corona-Krise unter www.oekomarkt-hamburg.de wöchentlich alltagsnahe Tipps zu einem nachhaltigen Lebens- und Ernährungsstil mit Bio-Produkten.

 Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) sowie aus Erträgen der Lotterie BINGO! Die Umweltlotterie.

Viele weitere aufschlussreiche Informationen zum ökologischen Landbau liefert das Informationsportal www.oekolandbau.de

 

Bildnachweis: „TransFair e.V. / Fotograf: Ilkay Karakurt“