Neue Strukturdaten zum ökologischen Landbau in Deutschland 2018

Der ökologische Landbau in Deutschland ist 2018 deutlich gewachsen. Der positive Trend setzt sich fort. In Zahlen: Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland hat sich um 10,8 Prozent auf rund 1,5 Millionen Hektar (ha) vergrößert.

Allein in 2018 stieg der Umfang der ökologisch bewirtschafteten Fläche um rund 150.000 ha. Auch die Anzahl der ökologisch wirtschaftenden Betriebe hat zugenommen. Um fast 7,9 Prozent auf insgesamt etwa 32.000 Betriebe. Diese Zahlen hat jetzt Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht. Die verfügbaren Fördermittel für den ökologischen Landbau hatte die Ministerin deutlich erhöht – um die Hälfte. Von 20 auf 30 Millionen Euro jährlich.

Die aktuellen Strukturdaten zum ökologischen Landbau in Deutschland sowie auch die Daten der vergangenen Jahre finden Sie hier.

Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW),
kommentiert:

„Immer mehr Bauern und Lebensmittelhersteller ergreifen die Bio-Chance. Täglich sechs Höfe stellten 2018 auf Öko-Landwirtschaft um und bewirtschafteten insgesamt eine Bio-Fläche fast so groß wie Schleswig-Holstein.
Mehr Bio ist gut für alle. Für die Kunden, die immer mehr Bio von hier kaufen. Für Biene, Hase, Feldlerche und Regenwurm, die davon profitieren, dass Bio-Bauern arten-, klima-, gewässer und bodenschonend ackern. Und natürlich für die Bauern und Hersteller, die ihren Betrieben mit Bio eine neue Perspektive geben.
Wir fordern die Politik in Bund und Ländern auf: Nutzen Sie das Öko-Potenzial für Umwelt und lebendige Dörfer! Sowohl die Kompetenz und die Erfahrung der Bio-Unternehmen, als auch immer mehr Bürgerinnen und Bürger, die sich für umwelt- und tierfreundliche Produkte entscheiden, sind der Rohstoff für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und Ernährung.
Wir fordern Bundesministerin Julia Klöckner auf, alle Stellschrauben auf das Koalitionsvertragsziel 20 % Ökolandbau bis 2030 auszurichten. Wichtig ist, dass das geplante Tierwohllabel verpflichtend ist wie die erfolgreiche Eierkennzeichnung – und Bio selbstverständlich ein Teil des Labels ist. Nur so gibt es echte Transparenz an der Ladenkasse.
Wir erwarten, dass alle Ressorts der Bundesregierung den Umbau von Landwirtschaft und Ernährung gemeinsam anpacken, beispielsweise auch in der Forschungs-, der Gesundheits- oder der Umweltpolitik.“


Hintergrund:

Damit mehr Betriebe die Öko-Chance nutzen können, sind folgende politischen Maßnahmen entscheidend:

  • Wirksam kennzeichnen! Produkte aus guter Tierhaltung kann man bereits heute erkennen: am Bio-Siegel. Was fehlt, ist eine verpflichtende Haltungskennzeichnung wie beim Ei, die mittelfristig zu einer europäischen Kennzeichnung taugt. Die von Ministerin Klöckner geplante freiwillige Kennzeichnung, die nur einen Teil der Produkte abdeckt und Bio nicht berücksichtigt, ist halbherzig und kann die nötigen Veränderungen nicht erreichen.
  • EU-Agrarpolitik umbauen! Die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) muss darauf ausgerichtet werden, dass diejenigen Bauern honoriert werden, die Umwelt, Klima und Tiere schützen. Für die aktuelle GAP muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass 70 % der Steuergelder für die Förderung von Umwelt-, Klima- und Tierschutz reserviert werden. Entscheidend für die aktuelle GAP ist, dass genug Mittel für  Betriebe zur Verfügung stehen, die auf Öko umstellen wollen (Umschichtung von 1. zu 2. Säule).
  • Neues Öko-Recht gestalten! Ab 2021 wird ein neues Bio Recht gelten. Über 46.000 deutsche Bio-Unternehmen und hunderttausende weitere Bio-Bauern, -Verarbeiter und -Händler in ganz Europa sowie unzählige weitere außerhalb der EU müssen sich nun auf eine neue EU-Öko-Verordnung einstellen. Entscheidende Regelungen mit großen Auswirkungen für die Bio-Betriebe und -Unternehmen sind noch in Arbeit und müssen sinnvoll ausgestaltet werden, damit Bio sich positiv weiterentwickeln kann.
  • Ganzheitlich gesunde Ernährung stärken! Der Bund muss mit deutlich mehr Bio die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung als wirksames Instrument zur Förderung einer gesunden wie nachhaltigen Ernährung nutzen und im Konzert mit den Ländern die Ernährungsbildung voranbringen, um die Ernährungskompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken – von der Kita bis zum Schulabschluss.
  • Verursacher packen, Gewässerschützer unterstützen! Das Düngerecht muss gezielt darauf ausgerichtet werden, dass die Betriebe umsteuern müssen, die das Grundwasser verschmutzen. Auf den Flächen dürfen nur so viele Tiere gehalten werden, wie Böden und Gewässer verkraften (Flächenbindung). Ohne diesen wichtigen Schritt lassen sich Gewässern nicht vor Nitrat schützen. Bio-Betriebe schonen mit ihrer Wirtschaftsweise das Grundwasser (s. auch Thünen-Studie), deshalb dürfen sie nicht unsinnig belastet werden – es ist z.B. wichtig, dass die Betriebe weiterhin ihre Zwischenfrüchte im Herbst mit Mist und Kompost düngen können.
  • Nachhaltige Forschung ausbauen! Es muss sichergestellt werden, dass Forschung auf die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie ausgerichtet wird. Wer heute 20 % Bio anstrebt, muss auch ausreichend in Öko-Forschung investieren, um das Innovationspotenzial von Bio voll zu heben. Aktuell werden nur etwa 1,5 % der Agrarforschungsmittel für Bio-Themen investiert.
  • Gentechnik und Patente: Die neue Bundesregierung muss sicherstellen, dass Verbote der Patentierung von Pflanzen und Tieren tatsächlich wirksam werden. Für Konstrukte aus neuartigen Gentechniken wie  CRISPR-Cas müssen praktikable Nachweisverfahren etabliert werden, damit auch diese gentechnisch veränderten Organismen (GVO) reguliert und gekennzeichnet werden können.
  • Öko stärken! Das Koalitionsvertrags-Ziel der Bundesregierung von 20 % Öko-Landbau bis 2030 (ab Zeile 3912) muss noch stärker zur Aufgabe der gesamten Bundesregierung werden.

 

Pressemitteilungen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) vom 24. Juni 2019