Kritik an der Ackerbaustrategie 2035

Mit der Ackerbaustrategie 2035 will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Rahmen für einen zukunftsfähigen Ackerbau in Deutschland beschreiben, Perspektiven aufzeigen und die Landwirtschaft aktiv bei der Umsetzung unterstützen. Kritik an dem am 25. August 2021 durch das von der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner vorgestellte Papier kommt von den Naturschutzverbänden NABU und BUND.

Diese Punkte der Ackerbaustrategie des BMEL kritisiert der NABU konkret:

Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, zur Mitte der Legislatur eine nationale Ackerbaustrategie zu erstellen. Darin sollte festgelegt werden, wie der Ackerbau in Deutschland zukünftig aussehen soll – etwa bei Fragen der Lebensmittelversorgung, dem Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte sowie der Biodiversität und des Klimaschutzes. Dieser Vereinbarung im Koalitionsvertrag ist das BMEL in dieser Legislaturperiode jedoch nicht nachgekommen. Zwar hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Dezember 2019 einen ersten Entwurf zur Ackerbaustrategie vorgestellt. Dieser enthielt jedoch weder konkrete Ziele noch Umsetzungsschritte oder Aussagen zur Finanzierung. Auch eine vereinbarte Abstimmung mit den anderen Ressorts blieb aus.

Pflanzenschutz: Der Integrierte Pflanzenschutz (IPS) soll gestärkt und unerwünschte Umweltwirkungen reduziert werden. Die Strategie stellt dazu aber kaum konkrete Maßnahmen vor, die über das hinausgehen was ohnehin seit Jahren im Rahmen des IPS vorgeschrieben ist. So gibt es etwa keine quantitativen Zielvorgaben.

Biodiversität: Der Verlust der Artenvielfalt und dessen Ursachen sind zwar richtig benannt und die vorgeschlagenen Ziele, etwa mehrjährige Strukturelemente, mehrgliedrige Fruchtfolgen und kleinere Schlaggrößen, sind sinnvoll. Die abgeleiteten Maßnahmen bleiben jedoch unkonkret und enthalten keine Zielvorgaben.

Weiter erklärt Olaf Brandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):

„Die Änderungen greifen angesichts der dramatischen Lage viel zu kurz. Hinzu kommt: Anstatt sich mit dem Umweltministerium abzustimmen, ist das Papier ein Alleingang. Der Entwurf der Strategie von 2019 ging nie in die Ressortabstimmung. Er lässt zudem weiterhin konkrete Aussagen zur Umsetzung und Finanzierung vermissen. Am Ende einer Legislaturperiode ist das eine große Enttäuschung.

Die Agrarpolitik muss Bäuerinnen und Bauern helfen, klimafreundlich zu ackern und sich auf die großen Herausforderungen des Klimawandels einzustellen. So sind die in der Strategie genannten neuen Gentechnikverfahren eine industriefreundliche Scheinlösung, deren Wirkung nicht belegt ist. Ministerin Klöckner bietet mit ihrem Ackerbaupapier nur Pflaster statt Hilfe an.

Wie dringlich die Aufgabe ist, zeigen die jüngsten Starkregenereignisse und die Trockenheit der vergangenen Jahre. Auch die Zukunftskommission Landwirtschaft weist in ihrem Abschlussbericht auf den enormen Handlungsbedarf hin. Landwirtschaft, Umwelt und Klima müssten endlich zusammengedacht werden.“

Pressemitteilungen des BUND und NABU vom 25.08.2021 .