Kein Wasserraub für Erdbeeren

In Spanien trocknet das Weltnaturerbe Doñana aus durch den Verkauf von günstigen Erdbeeren. Doch die Erdbeer-Industrie zapft noch mehr Wasser ab – aus illegalen Quellen im jahrhundertealten Nationalpark. Ein Großteil der spanischen Erdbeeren wird davon nach Deutschland in unsere Supermärkte verkauft.

Das Weltnaturerbe (Nationalpark Doñana in Südspanien) ist das größte Feuchtgebiet Europas. Es beherbergt eine einzigartige Vielfalt an Lebensräumen: In den Wäldern, Wanderdünen und Sumpfgebieten leben unzählige Arten. Tiere wie der seltene Kaiseradler oder der gefährdete Iberische Luchs finden dort einen wichtigen Rückzugsort. Eine echte Seltenheit im dicht besiedelten Europa.

Der Doñana-Nationalpark leidet unter massivem Wassermangel. Das hat zwei Gründe: Das Grundwasser sinkt wegen Dürren und der Klimakrise. Zum anderen verschärft die Landwirtschaft die Wasserknappheit. Die Region wird auch als „Beerengarten Europas” bezeichnet; sie liefert selbst im Winter Erdbeeren für Deutschland und Co. Für den Anbau von Himbeeren und Erdbeeren verbrauchen Agrarbetriebe extrem viel Wasser – über 1.000 illegale Brunnen zapfen dem Park so das Wasser ab.

Die südspanische Regionalregierung will per Gesetz den – bislang illegalen – Wasserraub erlauben. Dann könnten die Agrarbetriebe noch mehr Wasser abzapfen. In diesem Jahr bedroht Spanien eine Jahrhundert-Dürre: Der Doñana-Nationalpark könnte für immer austrocknen. Die andalusische Regionalregierung stellt sich immer wieder auf die Seite der Wirtschaft. Statt für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser zu sorgen, lässt sie den Wasserraub der Agrarbetriebe zu. Notwendige Kontrollen fehlen. Andere können sich bislang gegen die Regionalregierung nicht durchsetzen: Die spanische Zentralregierung macht Druck, die EU-Kommission droht mit hohen Strafzahlungen, doch bislang ohne Erfolg.

Deutschland ist der wichtigste Abnehmer der spanischen Erdbeeren. Ein Drittel der in Spanien angebauten Früchte landet in unseren Supermärkten – und zwar auch schon im Winter. Die Import-Erdbeeren sind oftmals deutlich günstiger als deutsche Erdbeeren, weil die Erntehelfer*innen in Spanien ausgebeutet werden. Solche Billig-Erdbeeren gehen auf Kosten von Natur und Mensch. In Deutschland bestimmen vor allem vier Ketten den Lebensmittel-Markt: Edeka, Lidl, Rewe und Aldi. Sie kaufen den Großteil der spanischen Dürre-Erdbeeren, obwohl sie wissen, dass das Weltnaturerbe vom Austrocknen bedroht ist. Vor einem Jahr haben die Supermarkt-Riesen in einem Brief an die Regionalregierung appelliert, sich für den Schutz des Doñana-Parks einzusetzen. Leider ist nichts passiert. Darum müssen die Supermärkte nun Konsequenzen ziehen und auf ökonomischen Druck setzen – mit einem Verkaufsstopp.

Als Verbraucher*innen haben wir keinen Einfluss auf den Anbau der Erdbeeren – die Supermärkte schon. Wer vor der Obsttheke steht, kann nicht erahnen, ob die Erdbeeren mit illegalem Wasser angebaut wurden. Die Supermärkte hingegen können ihre Zulieferer genau danach auswählen und ein klares Zeichen senden: Andalusien darf Europa nicht länger mit Billig-Beeren versorgen, ohne Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen. Darum fordert Campact einen vorläufigen Verkaufsstopp.

Wer selbst auf nachhaltige Herkunft achten will, kauft am besten regionale Erdbeeren – und nur zur Saison (von Mai bis Juli) und am besten in Bio-Qualität.
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Dies ist eine Pressemitteilung von campact! und foodwatsch vom 09.06.2023

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