Studie: System Ökolandbau ist klarer Punktsieger bei Umwelt- und Ressourcenschutz

Meta-Studie: 30 Jahre Forschung / 528 Studien mit 2.816 Einzelvergleichen (öko/konv.)
aus/ 22 Wissenschaftler

Das staatliche Thünen-Institut und sechs weitere Forschungsorganisationen
haben die Leistungen von Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft für Umwelt
und Gesellschaft verglichen. Dabei handelt es sich um die umfangreichste Metastudie, die zu
dieser Frage je angestellt wurde.
Bewertet wurden die sieben ‚Leistungsbereiche‘ Wasser, Boden, Biodiversität, Klimaschutz,
Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl anhand von 33 Indikatoren. Bei 26 Indikatoren
punktet der Ökolandbau mit höheren Leistungen für Umwelt und Gesellschaft, bei sechs
sind die Leistungen von bio und konventionell vergleichbar, bei nur einem leistet Öko weniger.
„Die Studie zeigt, dass Ökolandbau beim Umwelt- und Ressourcenschutz deutliche und messbare
Vorteile bringt. Die Politik setzt zu Recht auf Bio, um wichtige Ziele für Umwelt und Klima
zu erreichen und sollte ihre Anstrengungen verstärken. Denn dann können mehr Bauern auf
Bio umstellen und das Wachstum des Marktes, der ihre Leistungen möglich macht, wird verstetigt“,
sagt Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
(BÖLW), zu den Ergebnissen der Untersuchung und betont: „Jeder Euro für Bio bedeutet eine
Investition in sauberes Wasser, gesunde Böden und Klimaschutz.“

Gewässerschutz
Bio punktet besonders dort, wo Landwirtschaft in der Breite nachhaltiger werden muss: 71 % der
Paarvergleiche öko-konventionell ergeben, dass Bio mit Blick auf den Gewässerschutz eindeutige
Vorteile bringt, da weniger kritische Stoffe eingesetzt werden, wie Stickstoff oder chemischsynthetische
Pestizide.

Bodenfruchtbarkeit
Bei der Bodenfruchtbarkeit sind 56 % der untersuchten Bio-Betriebe im Vorteil, wenn man alle
Indikatoren zusammen betrachtet. Die Regenwurmpopulation in Bio-Böden ist im Mittel sogar
um 94 % höher, bei 62 % der Vergleichspaare war der Oberboden der Bio-Betriebe weniger
übersäuert.
Biodiversität
Eindeutig belegen lässt sich auch der Vorteil von Öko für die Artenvielfalt. Im Mittel lagen die
Artenzahlen der Ackerflora bei Öko-Bewirtschaftung um 95 %, bei den Feldvögeln um 35 % höher.

Klimaschutz
Auch beim Klimaschutz bringt Bio positive Effekte: empirische Messungen ergeben, dass die
Böden unter ökologischer Wirtschaftsweise in unseren gemäßigten Klimazonen weniger Treibhausgase
produzieren. Bio-Böden weisen im Schnitt einen 10 % höheren Gehalt an organischem
Bodenkohlenstoff auf. Sie entnehmen über die Photosynthese der Pflanzen CO2 aus der
Atmosphäre und legen es dauerhaft im Humus fest.

Klimaanpassung
Bio ist auch positiv mit Blick auf die Klimaanpassung (Corg‐Gehalt, Aggregatstabilität, Infiltration).
Öko-Böden nehmen nachweislich schneller Wasser auf und speichern dieses besser – vorteilhaft
sowohl bei Starkregen als auch Trockenheit.
Ressourceneffizienz
Im Bereich Ressourceneffizienz untersuchten die Wissenschaftler beispielhaft die Stickstoff- und
die Energieeffizienz beider Systeme. Bei der Stickstoffeffizienz und der die Energieeffizienz
liegt Bio klar im Vorteil gegenüber der konventionellen Landwirtschaft.

Tierwohl
Mit Blick auf das die Tiergesundheit ergab sich über alle Tierarten und Produktionsrichtungen
kein klares Bild. Nur wenige Studien berücksichtigen bisher neben der Gesundheit weitere Dimensionen
des Tierwohls, wie etwa das artgerechte Verhalten und emotionale Befinden der
Tiere. Die vorhandenen Studien deuten hier beim Tierverhalten und beim emotionalen Befinden
Vorteile der ökologischen Tierhaltung an – zum Beispiel, weil die Bio-Tiere mehr Platz im Stall
und Auslauf haben.

Fazit
„Bio wirkt. Das System Ökolandbau leistet viel, damit Umwelt und Klima geschützt werden“, so
der BÖLW-Vorsitzende und ergänzt abschließend: „Ressourcenschutz kostet Geld. Es ist sehr
entscheidend, dass Bauern, die enkeltaugliche Landwirtschaft betreiben, dafür honoriert werden.
Hier ist die Politik am Zug. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ihre Kollegen in Bund
und Ländern müssen die agrarpolitischen Weichen noch entschiedener auf Öko stellen – gerade
die Reform der GAP bietet dafür jetzt die beste Gelegenheit.“

Hintergrund
Das Ziel des Forschungsprojektes war es, die gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen
Landbaus für Umwelt und Gesellschaft in den Bereichen Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit,
Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl auf der Grundlage
einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu bewerten.
An der Studie waren 22 Wissenschaftler beteiligt. 30 Jahre Forschung zum ökologischen Landbau
sind in das Projekt eingeflossen. 528 Studien mit 2.816 Vergleichspaaren (öko/konv.) wurden
für die Auswertung herangezogen.

An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren folgende Institutionen beteiligt: Thünen-Institut,
Universität Kassel, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Justus‐Liebig Universität Gießen,
Leibniz‐Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Technische Universität München, Zentrum
für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden. Die Koordination des Projektes
lag beim Thünen‐Institut (J. Sanders) und der Universität Kassel (J. Heß).

 

Pressemitteilung BÖLW vom 21. Januar 2019